In diesem Artikel
Lippenherpes, auch als Fieberbläschen bezeichnet, ist unter der Bevölkerung weit verbreitet. Etwa 80% der Erwachsenen sind betroffen. Die Erkrankung beruht auf einer Virusinfektion, deren Erreger in immunschwachen Zeiten immer wieder zu diesen schmerzenden Bläschen an der Lippe führen. Für Erwachsenen sind diese Ausbrüche zwar lästig, aber ungefährlich. Doch für Babys kann eine Ansteckung mit Lippenherpes gefährlich, ja sogar lebensbedrohlich werden. Warum das so ist, was man bei einer Ansteckung tun muss und wie man sie vermeiden kann, erfahren Sie im folgenden Text.
Was ist Lippenherpes (Herpes labialis)?
Lippenherpes ist eine Virusinfektion, die meist durch den Herpes simplex Virus Typ I (HSV-1) ausgelöst wird. Die Erstinfektion verläuft oft beschwerdefrei, aber wenn sich der Körper in einer abwehrschwachen Lage befindet durch:
- Erkrankung (Fieber, Erkältung, Verletzungen, Medikamenteneinnahme, Tumorerkrankungen, Infektionen…)
- Stress
- hormonelle Umstellungen (Schwangerschaft, Menstruation, Stillzeit)
- eine zahnärztliche Behandlung
- vermehrte UV-Strahlung
wird das Virus aktiviert und es entstehen Herpesbläschen an der Lippe. Das Virus verbleibt ein Leben lang „ruhend“ im Körper. Manche Menschen leiden sehr unter häufig wiederkehrenden Lippenbläschen, manche Menschen bekommen sie niemals.
Was ist ein Lippen-Herpesbläschen?
Ein Herpesbläschen entsteht meist an der Lippe. Zuerst spannt und kribbelt die Haut, dann entsteht ein Bläschen, welches flüssigkeitsgefüllt ist. Das Bläschen platzt auf (Ansteckungsgefahr), verkrustet dann und heilt schließlich innerhalb von sieben bis zehn Tagen ab.
Wie kann man sich mit Lippenherpes anstecken?
Über Schmierinfektion oder Tröpfcheninfektion wird das Virus übertragen.
- Die Viren befinden sich bei einem akuten Lippenherpes in dem Bläschen. Wenn das Bläschen aufplatzt, werden die Viren auf Gegenstände (Handtücher, Besteck…), auf die eigenen Hände (Kratzen, Salbe auftragen…) oder auch auf andere Personen (Küssen/Schmusen, Hautdefekte) übertragen. Dabei handelt es sich jeweils um eine Schmierinfektion.
- Bei feuchter Aussprache (Spucken von Speicheltropfen) oder bei Niesen werden Viren über die Luft verbreitet und könnten beispielsweise bei anderen Menschen über Schleimhäute oder offene Wunden eindringen und die Herpesinfektion verursachen. Dies ist eine sogenannte Tröpfcheninfektion.
Wieso ist eine Infektion mit Herpesviren für Babys gefährlich?
Babys besitzen kaum eigene Abwehrkräfte. Für sie ist eine Infektion mit Herpesviren besonders gefährlich.
1. Eine Infektion des Babys mit Herpes-Viren kann bereits in der Schwangerschaft geschehen:
Wenn eine Schwangere in der Schwangerschaft eine Erstinfektion mit dem Herpes simplex Typ I erleidet, kann auch das Ungeborene gefährdet sein. Es kann durch die Ausbreitung der Viren über die Plazenta (Mutterkuchen) mit dem Virus infiziert werden. Diese Infektion kann eine Fehlgeburt oder Fehlbildungen beim Kind auslösen. Außerdem kann das Baby mit einem Herpes neonatorum geboren werden.
2. Am gefährlichsten ist eine Infektion für Neugeborene und Babys < 6 Monate.
Ein Neugeborenes, welches durch Eltern, Besucher oder Pflegepersonal mit dem Herpes simplex Virus Typ I angesteckt wird, ist einer besonders großen Gefahr ausgesetzt. Sein Immunsystem ist noch nicht ausreichend ausgebildet. Die Viren haben in dem kleinen Körper „freie Bahn“ und können das Kind innerhalb kürzester Zeit „überfluten“. Dadurch kann die Infektion nicht nur lokal begrenzt sein („nur“ Herpesbläschen), sondern kann jedes Organsystem befallen (generalisierte Infektion). Je nach Ausprägung der Infektion kommt es zu Komplikationen:
- Ausgeprägter Befall anderer Hautregionen mit einer großflächigen Anhäufung der Bläschen
- Augenbefall mit Schädigung der Horn- und Netzhaut → bleibende Schäden bis Erblindung
- Befall von Organsystemen (Leber, Lunge, Milz, Niere…) → Nierenversagen, Atemstillstand, Leberschäden…
- Gehirnentzündung (Encephalitis) → bleibende Schäden zum Beispiel geistige Defekte, Krampfanfälle, körperliche Behinderung, Koma, Tod
- Herpes-Sepsis (Blutvergiftung mit Herpes simplex Viren Typ I) → Organversagen, Koma, Tod
3. Erstinfektion bei älteren Babys (> 6 Monate) und Kleinkinder oft als Mundfäule auftretend.
Bei älteren Babys (> 6 Monate) und Kleinkindern äußert sich eine Infektion mit dem Herpes simplex Virus Typ I eher unspezifisch. Die Infektion verläuft meist schwerer als bei Jugendlichen oder Erwachsenen. Häufig hat das Kind Symptome eines „normalen“ Virusinfektes (Kopfschmerzen, Fieber, Lethargie…) und die Erkrankung wird gar nicht als Herpesinfektion erkannt. Das Kind bekommt im Laufe der Jahre sein erstes „harmloses“ Lippenbläschen.
Etliche Kinder entwickeln bei der Erstinfektion eine sogenannte „Mundfäule“ (Stomatitis aphthosa). Hierbei entstehen zahlreiche Bläschen an Wangenschleimhaut, Zahnfleisch und/oder Gaumen. Die Bläschen gehen auf und werden zu sehr schmerzhaften Aphten. Die Kinder verweigern jegliche Nahrung und Trinken. Wenn das Kind die Bläschen berührt und sich dann im Gesicht reibt, können die Viren schnell auf Augen oder Nase übertragen werden. Die Behandlung gehört auf jeden Fall in die Hände eines Kinderarztes.
Was muss ich tun, wenn sich mein Baby mit Lippenherpes angesteckt hat?
Schwangerschaft
- bei einer Erstinfektion mit Herpes simplex Typ I unbedingt den behandelnden Frauenarzt aufsuchen und weitere Maßnahmen besprechen/einleiten
Neugeborenes bis zu einem Alter < 6 Monate
- bereits bei Verdacht auf Herpes-Kontakt das Neugeborene/Baby in der Kinderklinik vorstellen
- Hygienemaßnahmen (siehe unten) unbedingt einhalten
Babys > 6 Monate und Kleinkinder
- bei Verdacht auf eine Herpesinfektion oder Bläschenbildung jeglicher Art das Kind unbedingt einem Kinderarzt vorstellen
- Hygienemaßnahmen (siehe unten) ergreifen
- Unterstützung des Immunsystems durch gesunde Ernährung, Bewegung an frischer Luft, ausreichend Schlaf und Fernhalten von Stress und Sorgen
- bei Mundfäule: Auf säurehaltige Speisen verzichten, kalte Getränke, evtl. Schmerzmittel, auf Kindergartenbesuch verzichten (Ansteckungsgefahr für andere)
Wie kann man eine Ansteckung mit Lippenherpes für das Baby vermeiden?
Durch Ergreifung bestimmter Hygienemaßnahmen kann eine Ansteckung verhindert werden.
In der Schwangerschaft:
- hat einer der Partner während der Schwangerschaft Lippenherpes → Kondome verwenden und auf Oralverkehr verzichten, denn Schleimhäute im Genitaltrakt sind empfänglich für eine Übertragung der Herpesviren (und damit auf Mutter und Kind)
Wenn das Baby da ist:
- Mundschutz tragen – Baby kann nicht versehentlich die Bläschen berühren (beim Zappeln…)
- mit Herpespflaster abdecken – Schutzfilm über den virengefüllten Bläschen
- Händedesinfektion – Übertragungsrisiko minimieren
- Herpesbläschen nicht mit bloßen Händen berühren (Creme zum Beispiel mit Wattestäbchen auftragen)
- Küssen vermeiden – verhindert Schmierinfektion
- Kontaktpersonen genau anschauen – bei sichtbarem Lippenherpes Kontaktverbot zum Baby
- bei Herpesbläschen an der Brustwarze unbedingt auf das Stillen verzichten
- kein gemeinsames Benutzen von Gläsern, Schnullern, Besteck
- geeignete Salbe auftragen (mit Wattestäbchen) – schnellere Abheilung
Insgesamt ist das Auftreten von Lippenherpes in der Umgebung eines Neugeborenen und Babys zwar Anlass zur Sorge, doch durch umsichtiges Handeln können Sie eine Ansteckung oder auch das Auftreten von Komplikationen bei einer Infektion der Kleinen verhindern.
Quellen:
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/herpes-simplex/was-ist-herpes/
https://www.gesundheitsinformation.de/lippenherpes.2604.de.html
https://www.praxisvita.de/herpes-bei-kindern-wie-gefaehrlich-ist-das-eigentlich-5306.html
https://www.herpesviren.com/herpes-bei-kindern/herpes-bei-kleinkindern/
https://www.onmeda.de/krankheiten/lippenherpes.html
https://www.dokteronline.com/de/blog/krankheit/lippenherpes-bei-babys
https://flexikon.doccheck.com/de/Neugeborenen-Herpes