Baby baden: Wann? Wie oft? Bei welcher Temperatur?

Kurz nach der Geburt sind die frischgebackenen Eltern meist auf sich alleine gestellt. Nun gilt es in den Alltag zu finden und diesen zu meistern. Dazu gehört neben dem Stillen und Windeln auch das Baden des Babys. Hierbei gilt es einige Dinge zu beachten, gerade wenn es um die Temperatur sowie die benötigen Pflegeprodukte geht.

Baby baden

In diesem Artikel

„Die optimale Hautpflege bei Neugeborenen und Säuglingen ist ein bedeutendes Thema in der Beratung junger Eltern. Angewandte Pflegeroutinen basieren oft auf Traditionen und Erfahrungen.“ – Zu lesen im Handbuch für die Hebammenpraxis (siehe Quellen). Wir nehmen diese klugen Sätze zum Anlass, uns über das Babybad zu informieren.

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Käseschmiere – iii, wie eklig ist das denn??

Welche Eltern streicheln nicht gern die Haut ihres Babys und riechen diesen speziellen Duft? Das ist echt zum Süchtigwerden und regt zum Liebkosen an. Und das Baby liebt es!

Haben sie eigentlich schon mal darüber nachgedacht, warum ihr kleiner Schatz nicht mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen geboren wurde. Immerhin hat das Baby neun Monate im (Frucht)Wasser gelebt… Es sieht auch, wenn es reif¹ geboren wird, nicht verschrumpelt aus. Die sogenannte Käseschmiere (Vernix caseosa) schützt die Haut. Ab dem zweiten Drittel der Schwangerschaft wird sie vom Baby gebildet und besteht aus Talgdrüsensekret und abgestorbenen Oberhautzellen. Nicht bei allen Neugeborenen ist sie als dünne, weiß-gelbliche Schicht zu sehen. Je mehr Käseschmiere auf der Haut sichtbar ist, umso unreifer ist das Baby.

Käseschmiere und ihre Funktionen

  • Schutz vor dem Austrocknen im Fruchtwasser
  • Schutz vor Haut auf Haut- Reibung bei Bewegungen
  • Gleitmittel während der Geburt
  • Wärmeregulation unmittelbar nach der Geburt
  • Schutz vor krankmachenden Bakterien, solange die Haut noch nicht mit normalen (physiologischen) Hautkeimen besiedelt ist²
  • bestes Baby-Kosmetikum

Neugeborenes

„In dieses Krankenhaus geh ich nicht – da wird das Baby nach der Geburt ja nicht mal gebadet!“

Gerade deshalb sollten Sie Ihr Baby dort zur Welt bringen. Das Fachpersonal zeigt Ihnen mit dieser Vorgehensweise, das es sich weiter gebildet hat. Was noch vielerorts üblich ist, entspricht aber nicht mehr dem wissenschaftlichen Stand. Heute weiß man, dass Babys nach der Geburt noch eine sehr instabile Wärmeregulation besitzen. Deswegen sollten sie innerhalb der ersten 24 Stunden nicht gebadet werden, weil ein zusätzlicher Wärmeverlust (auch im warmen Badewasser) nicht ausgeschlossen werden kann. Am besten ist es, wenn das Neugeborene sofort mit warmen Tüchern auf dem Bauch der Mutter abgetrocknet und von Blut- und Schleimresten gesäubert wird. Es verbleibt im direkten Hautkontakt mit ihr. Natürlich wird es danach mit frischen trockenen Tüchern zugedeckt. Mama ist die beste Wärmflasche für ihr Baby und stabilisiert es in seinen Anpassungsvorgängen an die neue Umwelt. Außerdem sorgt sie so für den Aufbau einer guten Bindung zum Baby. Sie hat ja gerade eine Ent-Bindung erlebt!

Baby baden im häuslichen Umfeld

Die Kleinfamilie ist inzwischen zu Hause versammelt. Wer badet das Baby? Papa hat Angst, dem Kleinen mit seinen großen Händen weh zu tun. Mama weiß auch bloß nicht, wie sie die Aktion ohne Gesichtsverlust hinter sich bringen soll. Machen Sie es nicht so kompliziert!

Fall A: Papa badet

Er steigt ganz normal in die große Badewanne. Mama reicht ihm das Baby auf den Arm und schon tummeln sich die beiden im 37-38°C warmen Wasser für etwa 10 Minuten. In dieser Zeit sollte Mama einfach das Bad verlassen!

Vorteile:

  • Papa hat seine eigene Babyzeit und verliert die Angst im Umgang mit der „Kleinausgabe“
  • Mama kann sich inzwischen was Gutes nach eigener Wahl tun. Zugegeben, die ersten Male fühlt sie sich schon noch ein bisschen zittrig bei dem Gedanken, was wohl Papa mit dem Baby anstellt… Sie lernt aber Entspannen und Genießen sehr schnell!

Fall B: Mama badet

Sie steigt ganz normal in die große Badewanne – JA, Sie lesen richtig! Das europäische Ausland hält sich den Bauch vor Lachen über unsere deutschen sechswöchigen ärztlichen Badeverbote nach der Geburt. Genießen Sie Ihr Vollbad mit Ihrem Baby! Wenn Sie der Wochenfluss stört, benutzen Sie kurzfristig, eben für 10 Minuten, ein Tampon. Bitte vergessen Sie anschließend das Entfernen nicht, um einen unangenehmen, schmerzhaften Stau des Wochenflusses zu vermeiden!

Der Rest läuft wie oben, nur die Hauptrollen sind vertauscht.

Vorteile:

  • Mama genießt das warme Wasser und ihr Baby außerhalb des Bauches.
  • Papa kann schon mal das Abendessen vorbereiten, denn die meisten Babys verfügen über angenehme Eigenschaft, nach dem Baden müde zu werden.
  • Danach kann man sich gemeinsam am Schlaf des Babys erfreuen!

Baby baden

Merke: Wann Sie Ihr Baby baden, hängt von Ihnen ab! Bitte warten Sie nicht mit dem Babybad, bis der Nabelstumpf abgefallen ist. Ein Bad begünstigt die Abheilung.

Samtig und zart – das Wunder der Babyhaut

Auch Babyhaut besteht aus den drei Schichten, die typisch für die Erwachsenenhaut sind:

Hautschicht Funktion
Oberhaut (Epidermis)
  • Schutz gegen schädigende Umwelteinflüsse (Keime, Chemikalien)
  • Hautschutzbarriere
Lederhaut (Dermis)
  • Schutz gegen mechanische Verletzungen und Temperatureinflüsse
  • Versorgung der Oberhaut mit Nährstoffen
  • Sinneswahrnehmung
Unterhaut (Subkutis)
  • Isolierung gegen Hitze und Kälte
  • Polster gegen Druck und Stoß

Sowohl im Aufbau als auch in ihrer Funktion zeigt sie jedoch deutliche Unterschiede:

  • höherer Wassergehalt
  • weniger Fette
  • unausgereifte Hautschutzbarriere
  • weniger Feuchtigkeitsbinder
  • weniger Melanin³
  • dünnere Oberhaut
  • weniger entwickelte Hornschicht
  • weniger stabilisierende Fasern
  • größere Hautoberfläche
  • höhere Elastizität
  • schnelleres Zellwachstum
  • Schwankungen im Wasserhaushalt

Bis Babyhaut ausgereift ist, vergehen für bestimmte Hautanteile bis zu vier Jahren.

Merke: Die Haut des Neugeborenen ist dünn, zart und kann leicht durch Reibung, Druck oder Substanzen, die einen anderen pH-Wert besitzen, verletzt werden.

Aus diesen Hinweisen ergibt sich die Antwort auf die Frage nach dem WIE OFT.

Merke: Das Babybad kann ein- bis zweimal wöchentlich durchgeführt werden.

Diese Einschränkung ergibt sich, weil das Baby noch keinen Säureschutzmantel wie seine Eltern besitzt. Anfangs reicht klares warmes Wasser in einer Umgebungstemperatur zwischen 22 und 27°C.

Schön wie Kleopatra

Stillt die Mutter, kann sie auch einen kleinen Schuss Muttermilch zufügen. Das pflegt die zarte Babyhaut besonders gut. Zum Abschluss des Bades ist ein kurzes, kaltes Abduschen sehr zu empfehlen (gemeinsam mit Mama oder Papa). Damit werden die Abwehrkräfte des Babys mobilisiert. Babyshampoo wird anfangs nicht benötigt.

Und nun viel Spaß beim Wassersport!

¹ Reife eines Neugeborenen meint den Zeitraum der Geburt zwischen der vollendeten 37. Und 42. SSW
² Normalerweise etwa am Ende der ersten Lebenswoche
³ Melanin (Farbstoff) wird in pigmentbildenden Zellen der Haut gebildet und dient zum Schutz vor UV-Strahlen

Quellen:
Dachs et all Evidenzbasierte Pflege der Säuglingshaut, Handbuch für die Hebammenpraxis, Thieme Stuttgart, 2016
Fraser, D.M. & Cooper, M.A. Myles Textbook for Midwives, 14th ed. , Churchill Livingstone, 2003
Stiefel, A. et al. Hebammenkunde, 5. Aufl., Hippokrates, 2013
https://de.wikipedia.org/wiki/Vernix_caseosa

Hier schreibt Hebamme
Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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