Babys 9. Lebenswoche: Wachstumsschub, Schlaf & Entwicklung

Mit 9 Wochen teilt sich Ihr Baby schon auf den verschiedenen Wegen mit. Mit etwas Übung können Sie zum „Baby-Flüsterer“ werden und die verschiedenen Verhaltenszustände ihres Kindes richtig deuten. Außerdem kann es nun bereits zum dritten Wachstumsschub kommen. Die Individualität der Baby kommt hier wieder zum Vorschein, denn nicht alle erleben diesen Wachstumsschub.

Baby Verhalten

„Viele Erwachsene wissen nur wenig über die Fähigkeiten eines Kindes.“¹ Dieses Zitat aus einem sehr interessanten Fachbuch, das die Signale des Babys sehen und verstehen lehrt, kann nur dick unterstrichen werden. Eltern sind stolz und glücklich, wenn sie die Fähigkeiten ihres Babys entdecken. Sie zu entschlüsseln, bildet daher die Grundlage für eine gelingende Beziehung zwischen Eltern und Kind. Auch in Woche 9 bietet wieder neue Entdeckungen in der individuellen Entwicklung des Babys.

Video-Tipp

Der 3. Wachstumsschub

Er tritt nicht bei allen Babys auf, zeigt sich aber meist nach dem gleichen „Muster“ wie vorangegangene Wachstumsschübe:

nuckeln

  • Unruhe, Unzufriedenheit, Weinen
  • scheinbar unstillbarer Hunger
  • sucht nach Brust oder Flasche
  • ständiges heftiges Saugbedürfnis an Schnuller, Fingern sowie Brust
  • Stillzeichen²
  • Hungerzeichen beim Flaschenkind
  • schläft schlechter
  • nimmt kaum Trost an

Das Ergebnis

Mädchen  Jungen
Gewicht 5800 g 6400 g
Größe 52 bis 66 cm 52 bis 66 cm
Stramplergröße  62/68 62/68

Achtung: Bitte beachten Sie, dass sich Ihr Baby individuell entwickelt und dies auch von der Ernährungsform, also Stillen oder Einsatz von künstlicher Babynahrung, abhängt!

Verhaltens- und Bewusstseinszustände

Reaktionen eines neun Wochen alten Babys werden meist nur richtig verstanden, wenn die Eltern diese Bewusstseinszustände kennen. Die folgende Übersicht zeigt Ihnen die sechs Bewusstseinszustände, die den Wachheitsgrad bzw. die Ansprechbarkeit des Babys widerspiegeln.

Baby 9 Wochen

Tiefschlaf

  • Augen geschlossen, keine Augenbewegungen erkennbar
  • Atmung regelmäßig und ruhig, manchmal kaum erkennbar
  • Entspannter Gesichtsausdruck
  • Wenig spontane Bewegungen
  • Baby ist meist nicht ansprechbar durch äußere Einflüsse, wie z.B. Licht, Lärm oder Berührung
  • Kleine oder größere Störungen beeinflussen das Baby nicht

Tipp: Bewegen Sie sich normal im Zimmer, auch wenn Ihr Baby schläft. Sie brauchen nicht auf Zehenspitzen zu schleichen oder im Flüsterton zu sprechen. Das Baby gewöhnt sich durch eine besondere Schutzreaktion seines Nervensystems an die einwirkenden Reize und verschließt sich dagegen.

Leichter Schlaf

  • Augen geschlossen , schnelle Bewegungen des Augapfels
  • Grimassieren
  • Gelegentliche Spontanbewegungen, auch der Arme und Beine
  • Leichte Zuckungen
  • Unregelmäßige Atmung
  • Baby leichter erweckbar

Tipp: Leichte Zuckungen sind kein Krankheitszeichen, sondern Normalerscheinungen in diesem Bewusstseinszustand.

Dösen

Baby streckt sich

  • Übergangszustand zwischen Schlaf und Wachsein
  • Baby räkelt sich
  • Wechselnde Muskelspannung: mal ruhig und entspannt, mal lebendig
  • Atmung schnell und flach
  • Augen ab und zu geöffnet
  • Manchmal kleine Geräusche

Wird die zunehmende Müdigkeit des Babys nicht genügend wahrgenommen, kann es daher leicht durch Überreizung zu sehr beansprucht werden.

Wachheit/Aufmerksamkeit

  • Baby ist wach
  • Augen geöffnet, schaut, verfolgt und reagiert gespannt auf Signale aus der Umgebung
  • Mund leicht geöffnet
  • Atmung regelmäßig
  • Baby bewegt sich kaum
  • Verfolgt Gegenstände mit aufregenden Farben (Rot) in seinem Gesichtsfeld

Nutzen Sie diese optimale Lernsituation Ihres Babys für Kommunikation und Austausch, indem Sie ihm z.B. Vorsingen oder etwas erklären: „Jetzt ziehe ich dir deinen Body an, zuerst das linke Bein, dann das rechte…usw.“

Wachsamkeit nutzen

Quengeln

  • Übergangszustand zwischen Wachheit und starker Unruhe
  • Für äußere Reize noch zugänglich
  • Atmung unregelmäßig
  • Muskelspannung erhöht sich zunehmend
  • Bewegungsaktiv bis zum Überstrecken und Steifmachen
  • Hört meist nach kurzer Zeit wieder auf, aber zunehmend unzufriedener

Hinweis: Attraktive (neue) Reize können manchmal noch beruhigen bzw. ablenken. Bei Überstimulierung beginnt das Baby zu schreien. Ihr Baby kann müde, erschöpft oder hungrig sein und kann sich selbst nicht mehr beruhigen. Es benötigt Ihre Hilfe durch Gehalten-Werden, Beruhigung oder Trost.

Schreien

  • Baby signalisiert Unbehagen und Stress (Erregungszustand)
  • Baby öffnet und schließt seine Augen
  • Atmet schnell und unregelmäßig
  • Muskelspannung erhöht
  • Nicht mehr aufmerksam
  • unzufrieden
  • Schreiqualitäten: Schmerz, Hunger, Langeweile, Unbehagen

Hinweis: Reagieren Sie bitte unmittelbar auf den Hilferuf Ihres Babys und unterstützen Sie es! Da Eltern eine hohe Lernbereitschaft aufweisen, erkennen sie schon in kürzester Zeit, weshalb ihr Baby weint und reagieren kompetent.

Warum muss ich das wissen? – 5 Gründe

  1. …, weil Anregungen, die die Eltern geben, angemessen oder unangemessen sein können. Ein müdes Baby beispielsweise quengelt oder schreit und reagiert nicht mehr auf Ablenkung.
  2. …, weil sich das Baby in jedem Bewusstseinszustand anders verhält und unterschiedlich reagiert. Ein schreiendes Baby hat nichts mit Kommunikation im Sinn.
  3. …, weil das Baby seine Eltern durch sein Verhalten stark verunsichern kann, indem es auf die Bemühungen seiner Eltern „falsch“ reagiert.
  4. …, weil bestimmte Verhaltensweisen über Jahre erhalten bleiben können und Reaktionen in neuen Situationen besser erklärbar machen, z.B. Betreuung des Babys durch eine andere Bezugsperson.
  5. …, weil Eltern die Möglichkeit erhalten, ihr Baby zu unterstützen, anzuregen oder zu beruhigen, wenn sie es verstehen.

Baby schreit nach dem Stillen

Liebe Eltern, es lohnt sich schließlich, ein „Babyflüsterer“ zu werden. Ihre liebevolle Zuwendung lässt Sie über die Anfangshürden schnell hinauswachsen. Sie werden in ihrer neuen Rolle als kompetente Eltern bestärkt und sich später indes kaum noch an diesen Lernprozess erinnern.

Viel Spaß beim Entdecken und Lernen gemeinsam mit Ihrem Baby in Woche Nummer 9 wünscht Ihnen
Ihre Hebamme

¹ Derksen, B. & Lohmann, S. Baby-Lesen
² Zeichen, die das Baby aussendet, wenn es Stillen möchte, z.B.
den Kopf wenden auf der Suche nach der Brust, den Mund weit öffnen, an den Fingern oder der Faust saugen

Quellen:
https://www.hallo-eltern.de/baby/baby-9-wochen-alt/ 
Derksen, B. & Lohmann, S. Baby-Lesen Die Signale des Säuglings sehen und verstehen, 2. Aufl., Hippokrates, Stuttgart, 2013

Hier schreibt Hebamme
Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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Edeltraut Hertel ist Diplom-Medizin-Pädagogin, Hebamme und Krankenschwester. Sie arbeitete im In- und Ausland (8 Jahre Tansania, Katastropheneinsätze in Mazadonien, Sudan und Eritrea), und war fast 15 Jahre als freiberufliche Hebamme in Glauchau und Umgebung tätig. Von 2012 bis 2017 unterrichtete sie an der Med. Berufsfachschule der Klinikum Chemnitz gGmbH. Seit Sept. 2017 erfreut sie sich an ihrem Ruhestand, gibt aber gern aus ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz an Wissensdurstige weiter.
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