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Steckt ein Kind einen Fremdkörper wie Alufolie in den Mund und verschluckt ihn, ist der wichtigste Punkt, dass der Schluckakt reibungslos abläuft. Gefährlich wird es vor allem, wenn die Alufolie im Hals hängen bleibt oder in die Luftröhre gelangt. Zu dieser Notfallsituation kommen wir später. Hat Ihr Kind die Alufolie problemlos geschluckt, können Sie erst mal durchatmen. Der Unfall ist passiert, daran können Sie nichts mehr ändern. Sprechen Sie altersgerecht mit Ihrem Nachwuchs darüber, dass das keine gute Idee war, aber schimpfen Sie bitte nicht. Kinder sind Entdecker und manchmal geht ein Experiment eben auch nach hinten los.
Alufolie verschluckt – das passiert im Magen
In der Regel ist das verschluckte Stück Alufolie recht klein und eher aus Versehen in den Magen gelangt. Entgegen einiger Meinungen kann die Alufolie in ihrem kurzen Kontakt mit der Magensäure keine gefährlichen Gase freisetzen. Auch kein Knallgas. Die Bewegungen des Magens transportieren den Fremdkörper rasch weiter in den Darm. Dort wandert die Alufolie unverändert über circa 24 Stunden durch alle Darmabschnitte, bis sie in Windel oder Töpfchen wieder zum Vorschein kommt. Ein Hängenbleiben mit anschließender Entwicklung einer Entzündung ist sehr unwahrscheinlich. Zu Ihrer eigenen Beruhigung können Sie den Stuhl Ihres Kindes in den folgenden Tagen kontrollieren, bis Sie sicher sind, dass die Alufolie ausgeschieden wurde. Zum Kinderarzt sollten Sie gehen, wenn Ihr Kind Bauchbeschwerden entwickelt. Aber wie gesagt, das ist nicht zu erwarten.
Tipp: Hat Ihr Kind einmal etwas verschluckt, was nicht dafür vorgesehen war, kontaktieren Sie bitte sofort den Kinderarzt oder eine der Giftnotrufzentralen in Deutschland.
Wenn die Alufolie hängen bleibt
Anders sieht es aber aus, wenn es das Stück Alufolie nicht bis in den Magen schafft. Das merken Sie an folgenden Beschwerden bei Ihrem Kind:
- plötzliche Unruhe
- Schmerzen im Hals
- Schmerzen hinter dem Brustbein
- Schluckbeschwerden
- starker Speichelfluss
- Würgen
- Erbrechen
- Bauchschmerzen
Atmet Ihr Kind dabei ganz normal, steckt der Fremdkörper wahrscheinlich im Hals oder in der Speiseröhre fest. Suchen Sie einen Arzt auf. Entfernen Sie bei Bedarf einen sichtbaren Fremdkörper oder Erbrochenes vorsichtig aus dem Mund. Ihr Kind zum Erbrechen zu bringen ist keine gute Idee. Der Fremdkörper kann so verrutschen und die Atemwege verlegen.
Folgende Beschwerden weisen darauf hin, dass die Alufolie die Atemwege verlegt:
- plötzlich auftretender, starker Husten
- Atemnot
- eine pfeifende Einatmung
- blaue Lippen
- eine blasse bis graue Gesichtsfarbe
- Hauteinziehungen zwischen den Rippen und unter den Schlüsselbeinen
- Bewusstlosigkeit
Im Notfall – So handeln Sie richtig
Diese Situation ist ein Ernstfall. Sind mehrere Erwachsene anwesend, kümmert sich einer um das Kind und der andere ruft den Notarzt. Sind Sie alleine, führen Sie zu allererst folgendes Manöver aus:
- Einen Säugling legen Sie bäuchlings mit dem Kopf nach unten auf Ihren Unterarm. Ein Kleinkind oder älteres Kind legen Sie bäuchlings mit dem Kopf nach unten quer über Ihren Schoß oder halten es an den Fußknöcheln in die Luft, mit dem Kopf nach unten.
- Jetzt schlagen Sie mit der flachen Hand drei- bis fünfmal hintereinander zwischen die Schulterblätter auf den Rücken Ihres Kindes.
- Ist die Situation unverändert, rufen Sie spätestens jetzt über die 112 den Notarzt.
- Bis der Rettungswagen mit dem Notarzt da ist, wiederholen Sie das oben beschriebene Manöver.
Hat sich der Fremdkörper von alleine gelöst, bevor Sie den Notarzt gerufen haben, stellen Sie Ihr Kind bitte trotzdem zur Kontrolle beim Kinderarzt vor.
Tipp: Bei Wiado finden Sie auch weitere Informationen zum Thema Alufolie. Etwa in Verbindung mit dem Einwickeln von Lebensmitteln.
Quellenangaben:
Stephan Illing, Martin Claßen; Klinikleitfaden Pädiatrie; Urban & Fischer, München 2009.
Thomas Nicolai, Nicolai Hoffmann; Kindernotfall-ABC: Kompendium für Notärzte und Kindernotärzte; Springer Verlag, Heidelberg 2014.