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Schon während der Schwangerschaft entwickeln sich bei Ihrem Kind die Sinne. Der letzte in der Reihe ist der Sehsinn. Im gedämpften Licht der Gebärmutter öffnet der Fötus um die 26. Schwangerschaftswoche herum zum ersten Mal seine Augen. Er kann einen Unterschied zwischen hell und dunkel erkennen. Das Fokussieren und das räumliche Sehen entwickeln sich aber erst nach der Geburt. Ihr Kind braucht dafür viele Monate. Die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt dienen auch dazu, die Sehfähigkeit Ihres Kindes zu überprüfen. Ist etwas nicht in Ordnung, überweist der Mediziner den kleinen Patienten zu einem auf Kinder spezialisierten Augenarzt. Im folgenden Artikel erklären wir Ihnen, wie Babys die Welt sehen.
Mit offenen Augen in die Welt
Nach der anstrengenden Geburt ist ein Neugeborenes erstaunlich wach. Es öffnet seine Augen so gut es kann und sucht nach der Brust der Mutter. Besonders nach einer Spontanentbindung sind die Augen aber durch den Druck stark geschwollen und Ihr Baby schließt sie wahrscheinlich schnell wieder. In den ersten Lebenstagen haben es viele Eltern schwer, ein schönes Foto mit wachem Blick ihres Säuglings zu ergattern.
So sehen Babys – Sehvermögen in Zahlen
- Zur Zeit der 26. Schwangerschaftswoche reagieren viele Babys in der Gebärmutter auf Licht.
- Ab der 34. Schwangerschaftswoche trainiert der Fötus das Fixieren mit den zuständigen Augenmuskeln.
- Ab dem zweiten bis dritten Lebensmonat beginnt Ihr Baby langsam dreidimensional zu sehen.
- Ungefähr mit dem zweiten Geburtstag erreicht Ihr Kind seine maximale Sehschärfe.
- Kinderarzt und Augenarzt überprüfen in speziellen Vorsorgeuntersuchungen die Sehfähigkeit Ihres Kindes. Früh erkannt können Defizite meist ausgeglichen werden.
Was Ihr Baby in den ersten Monaten sieht
Zu Beginn seines Lebens außerhalb der Gebärmutter sieht ein Neugeborenes Licht und Dunkelheit, nimmt Bewegungen war und erkennt zum Beispiel die Gesichter der Eltern in einem Abstand von circa 30 Zentimetern. Simple Muster und deutliche Farbkontraste sind für junge Säuglinge ebenfalls gut zu sehen. Alle Informationen, die Ihr Kind über die Augen aufnimmt, setzt das Gehirn zur Entwicklung von Fein- und Grobmotorik ein. Greifen, Robben, Krabbeln und Laufen werden stark durch den Sehsinn beeinflusst.
Mit den Augen dem Leben auf der Spur
In einem Alter von ungefähr sechs Wochen kann ein Säugling mit beiden Augen Gegenstände und Menschen verfolgen und fokussieren. Das räumliche oder dreidimensionale Sehen beginnt. Es fällt Ihrem Kind ab circa vier Monaten leichter, auch ähnliche Farben zu unterscheiden. Starke Farben gefallen Babys am besten. Das schlägt sich auch in Bilderbüchern für die Jüngsten nieder. Bis die Augen eines Kindes ihre volle Sehschärfe erreicht haben, vergehen noch einige Monate. Um den zweiten Geburtstag herum ist dieser Punkt bei den meisten Kindern erreicht.
Wie Sie merken, dass Ihr Kind nicht gut sieht
Die Entwicklung des Sehsinns ist komplex und nimmt viel Zeit in Anspruch. Probleme treten häufig bei Kindern zwischen drei und zwölf Monaten auf. Der Kinderarzt achtet im Rahmen der gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen darauf. Sollten Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind nicht richtig sieht, weisen Sie ihn daraufhin oder lassen Sie die Augen beim Augenarzt überprüfen. Er ist speziell ausgebildet, um Sehfehler zu erkennen und hat in seiner Praxis die passenden Geräte zur Verfügung.
Achten Sie bei Ihrem Nachwuchs auf folgende Warnzeichen:
- eine schiefe Haltung des Kopfes
- fehlendes Verfolgen von Personen und Dingen mit den Augen
- auffälliges Schielen nach innen oder außen
- fehlende Reaktion auf Licht
- starkes Zittern der Augen
- häufig gerötete Augen
- Eintrübung eines oder beider Augen
Tipp: Säuglinge und Kinder können einen Sehfehler über lange Zeit ausgleichen. Im Alltag bemerken Sie jedoch nur sehr ausgeprägte Fehlsichtigkeiten bei Ihrem Nachwuchs. Tragen sie oder Ihr Partner eine Brille, stellen Sie Ihr Kind deshalb am besten schon im ersten Lebensjahr bei einem erfahrenen Augenarzt vor.
Quellenangaben:
Stephan Illing, Martin Claßen; Klinikleitfaden Pädiatrie; Urban & Fischer, München 2009.
Thomas Baumann; Atlas der Entwicklungsgeschichte: Vorsorgeuntersuchung von U1 bis U10/J1; Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2015.