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Ein Baby lernt jeden Tag dazu und entwickelt sich stetig weiter. Doch manchmal wird ebendiese Stetigkeit unterbrochen und es kommt zu einem sogenannten Entwicklungsschub. Oftmals ist diese Zeit eines Schubes mit einem quirligen, aufgeregten und auch nörgeligem Baby verbunden. Manche Babys zeigen in dieser Zeit jedoch kein auffälliges Verhalten sondern nur die Tatsache, das sie sich eben einfach weiterentwickeln.
Entwicklung vs. Wachstum
Nein, denn Wachstum umfasst nur die körperliche Seite der Entwicklung, die in
- Größenzunahme (Längen- und Dickenwachstum) und
- Gewichtszunahme
besteht. Hier legt das Baby schon kräftig zu.
Sein durchschnittliches Längenwachstum beträgt etwa 1 mm/Tag, also etwa 3,5 cm/Monat. Kein Wunder, dass der Strampler bald zu klein wird! Auch das Köpfchen macht diese rasante Entwicklung mit, indem der Umfang monatlich um 1 cm zunimmt.
Die durchschnittliche Gewichtszunahme innerhalb der ersten drei Lebensmonate liegt bei gestillten Kindern an der Untergrenze bei 1,8 kg (also 150 g/Woche). Nach oben sind keine Grenzen vorgegeben.
Entwicklung dagegen ist viel umfassender. Der bekannte Kinderarzt Remo H. Largo unterscheidet neben Wachstum unter anderem auch folgende Merkmale:
- Beziehungsverhalten
- Motorik
- Spielverhalten
- Schreiverhalten
- Schlafverhalten
Auch Essen und Trinken sowie Sauberkeitsentwicklung spielen eine Rolle. Sie sind
aber um die 12. Lebenswoche herum für das Baby noch relativ unbedeutsam.
„Mama, der Paul hat mich vorhin angelacht,“…
so könnte die begeisterte Mitteilung Ihres Vierjährigen lauten. Tatsächlich reagiert Paul mit diesem Entwicklungsschub jetzt auf die Stimmen seiner Eltern und Geschwister deutlicher als noch vor einigen Wochen. Entfernt sich der große Bruder, gibt es oft Protest, und Paul beginnt zu weinen. Mamas Stimme liebt er ganz besonders. Wenn sie dann noch leise zu ihm spricht oder singt, legt sie die besten Grundlagen für seinen späteren Spracherwerb. Kleine Jungen tun sich tatsächlich im Spracherwerb schwerer als Mädchen!!! Es ist interessant zu beobachten, dass die meisten Mütter anfangs fast alle Tätigkeiten mit und am Baby kommentieren. Und Paul hört sehr interessiert zu! Lachen und Glucksen in vertrauter Umgebung mit bekannten Personen gehört nun zur Tagesordnung. Paul erkennt Gesichter und beginnt, sie zu unterscheiden. Wie unschwer zu bemerken, entwickelt sich sein Beziehungsverhalten.
Erschrocken
Mama wickelt ihre drei Monate alte Zoe. Das ist inzwischen gar nicht mehr so leicht wie am Anfang. Liegt Zoe auf dem Bauch, hebt sie ihr Köpfchen und entdeckt viele interessante Dinge. Sie stützt sich manchmal sogar schon mit ihre Unterarmen kurze Zeit ab. Rot ist jetzt ihre Lieblingsfarbe. Dieses quirlige kleine Mädchen zappelt heftig auf der Wickelunterlage herum. Da hilft nur Ablenkung, um die Windel dran zu bekommen. Mama dreht sich zum Regal, um ein süßes Kleidchen zu angeln – und kann gerade noch entsetzt zupacken. Um ein Haar wäre Zoe vom Wickeltisch gefallen, weil sie einen ersten Drehversuch unternahm. Zwar ist das noch nicht typisch für dieses Alter, aber die motorische Entwicklung verläuft eben individuell! Als die Mutter der frisch gebackenen Oma später von ihrem Schreck erzählt, bemerkt diese nur trocken „Na, du bist auch schon mit 10 Monaten gelaufen!“
Merke: Der Sturz von der Wickelunterlage auf dem Tisch ist einer der häufigsten Unfälle im Babyalter. Wickeln Sie Ihr Baby einfach auf dem Boden.
Wenn Baby Langeweile plagt …
kennen nicht nur Erwachsene und versuchen, sie zu umgehen. Auch Babys, die mit drei Monaten viel mehr in ihrer Umgebung entdecken, schützen sich bereits selbst davor. Sie spielen mit einem weiteren Entwicklungsschub mit ihren Fingern oder, wenn sie nackt sind, mit ihren Füßen. Sie lauschen interessiert, wenn sie neue Geräusche vernehmen, z.B. wenn Papier raschelt. Blätter, die sich im Wind bewegen, finden sie sehr attraktiv. Verschwindet ein Gegenstand von Interesse aus ihrem Blickfeld, gibt es Protest. Das sind erste Formen des Spielverhaltens beim Baby. Am liebsten mag es aber „soziale Spiele“, also gemeinsame Aktionen zwischen Mama, Papa und Geschwistern oder anderen Bezugspersonen. Sie dienen dem gegenseitigen Kennenlernen. Das Baby genießt die Aufmerksamkeit, hat Spaß, und die Eltern werden dabei für manche schlafarme Nacht entschädigt.
Ein Entwicklungsschub, der nervt!
Welche Gründe können ein Baby zum Schreien veranlassen? Zuerst sollte Mama oder Papa daran denken, dass ein Baby nur begrenzte Möglichkeiten hat, um sein Unwohlsein kundzutun.
Merke: Das Weinen/Schreien eines Babys ist zuerst ein flehendlicher Hilferuf und keine Schikane!
Mit 12 Wochen klingt das Schreien energischer und lauter als unmittelbar nach der Geburt. Sicher haben Sie längst bemerkt, welche Ursachen außer Hunger noch in Frage kommen:
- Müdigkeit (erstes Gähnen übersehen)
- Überreizung (Fernseher!, Toben mit Papa vor dem Schlafen, viel Besuch)
- verschmutzte Windeln
- Schmerzen (Blähungen)
- Krankheit
- Alleinsein und Langeweile
- unvertraute Person oder Umgebung
- mangelnder Körperkontakt (Babys sind Traglinge!)
- Hitze oder Kälte
Wie Sie richtig feststellen, ist Ursachenforschung das A und O, um Schreiattacken wirksam zu beseitigen. Es gibt auch Babys, die scheinbar grundlos schreien. Als Trost für alle genervten Eltern gilt, dass sich das Schreien nach 12 bis 14 Wochen deutlich verringert oder sogar ganz verschwindet.
Schlaf, Kindlein schlaf …
Wahrscheinlich singt das manche Mutter noch im Unterbewusstsein… Die Entwicklung des Schlafverhaltens eines Babys wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel
Anfangs gibt es diesen ausgebildeten Tag-Nacht-Rhythmus noch nicht. Der Wechsel zwischen Tageslicht und Dunkelheit wird nicht so deutlich wahrgenommen, wie bei einem Baby, das schon 12 Wochen außerhalb des mütterlichen Bauches lebt. In diesem Alter und einem weiteren Entwicklungsschub beginnt er sich auszubilden. Das Baby zeigt an, wenn es müde wird, zum Beispiel durch Augenreiben, Nörgeln oder Weinen/Schreien. Manche Babys bekommen rote Bäckchen oder kratzen sich an Nase oder Ohren. Dann sollten die Eltern sofort reagieren und es zum Schlafen hinlegen, denn die nächste Schlafphase wiederholt sich erst nach 1,5 Stunden. Die werden dann für beide Seiten zur Tortour!
Das individuelle Schlafbedürfnis unterliegt einem Wandel, der mit der zunehmenden Reife bestimmter Hirnabschnitte verknüpft ist.
Merke: Durchschlafen ist entwicklungsbedingt bei einem Neugeborenen nicht zu erwarten! Es kommen aber „bessere Zeiten“ …
Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall spannende und interessante Entdeckungen auf dem weiteren Entwicklungsweg Ihres Babys!
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Entwicklung
Largo, R.H. Babyjahre, Piper, 18.Aufl.2016
Aufzeichnungen aus der Weiterbildung zur Still- und Laktationsberaterin