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Ab der 20. Schwangerschaftswoche treten spürbare Gebärmutter-Kontraktionen auf. Sie werden denken: „Wehen? In der Schwangerschaft? Oje!“ Keine Angst! Schwangerschaftswehen sind etwas ganz „Normales“. Wie genau sie sich anfühlen und warum sie für Mutter und Kind sogar nützlich sind, verrät Ihnen dieser Text zu SSW 20.
Schwangerschaftswoche 20
SSW 20 sieht die Gehirnentwicklung des Ungeborenen weiter voranschreiten, während die werdende Mutter erste wehenähnliche Symptome feststellen kann.
Körperliche Veränderungen
Etwa um SSW 20 herum, spüren die Frauen zum ersten Mal sogenannte Schwangerschaftswehen, auch Übungswehen genannt. Die Gebärmuttermuskulatur kann bei der Geburt nicht von jetzt auf gleich zur Höchstleistung getrieben werden (Geburtswehen). Deshalb „trainiert“ sie während der Schwangerschaft. Dies passiert unwillkürlich. Durch das Training wächst die Muskulatur, um später die Kraft für die Geburtswehen aufzubringen. Vor einer Schwangerschaft wiegt eine Gebärmutter etwa 50 bis 60 Gramm, am Ende der Schwangerschaft wiegt sie rund 1 Kilogramm. Während einer Kontraktion wird der Bauch fest (z.B. ähnlich der Muskelanspannung am Arm beim Hantelheben). Dadurch kann man das Kind nicht mehr so deutlich tasten wie bei weichen Bauchdecken ohne Kontraktion.
Schwangerschaftswehen
Schwangerschafts- oder Übungswehen sind ungefährlich und dienen außerdem dem Fetus. Durch das Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur erhält das Kind Reize, die seine Entwicklung fördern. Das Baby wird dabei massiert und so „ganz nebenbei“ auf die Geburt vorbereitet. Außerdem fördert es die Blutzirkulation in Gebärmutter und Plazenta.
Wie fühlen sich Schwangerschafts- oder Übungswehen an?
Der Bauch wird in unregelmäßigen Abständen hart. Da sich während der Kontraktion (Wehe) die Gebärmuttermuskulatur zusammenzieht, kann sich dies für die Frau folgendermaßen anfühlen:
- Festwerden des Bauches (oft bei Bewegung)
- leichtes Spannungsgefühl
- schmerzfrei
- unregelmäßig
- 4 bis 10 Kontraktionen pro Tag
Achtung!
Schwangerschaftswehen werden erst am Ende der Schwangerschaft häufiger und schmerzhafter und werden dann als Vorwehen oder Senkwehen bezeichnet. Falls Sie bereits vor der 36. Schwangerschaftswoche schmerzhafte, häufige oder gar regelmäßige Wehen verspüren, lassen Sie sich bitte von Ihrem Frauenarzt/in oder Ihrer Hebamme (notfalls auch gleich im Krankenhaus) untersuchen. Manche Babys wollen das Licht der Welt als „Frühchen“ erblicken (vor vollendeter 37. SSW geboren). Bei rechtzeitigem Erkennen der Situation kann eine Frühgeburt noch verhindert oder der Start für das frühgeborene Baby optimiert werden.
Bauchumfang: Der Bauch wächst zwar noch langsam, wölbt sich aber mittlerweile deutlich nach vorn.
Gebärmuttergröße: Die Oberkante der Gebärmutter reicht bis etwa 3 Querfinger unterhalb des Nabels.
Seelischer Zustand
Auch SSW 20 ist von psychischer Stabilität gekennzeichnet. Gelassenheit und ein ausgeglichener Tagesablauf mit Ruhepausen fördern das Wohlbefinden und mindern damit Ängste oder Sorgen vor Komplikationen.
Kindliche Entwicklung
Babys Gehirn entwickelt sich jetzt rasant. Pro Minute entstehen so etwa 200.000 neue Gehirnzellen. Bis zur Geburt besteht das Gehirn aus rund 1 Milliarde Hirnzellen. Jeder Tropfen Alkohol oder andere giftige Substanzen können deshalb weiterhin verheerende Auswirkungen auf die Hirnentwicklung haben. Aber auch positive Eindrücke prägen sich dem Baby nun unwiderruflich ein: Berührungen, Schaukelnde Bewegungen, Glücksempfindungen der Mutter….
Außerdem reift der Geschmackssinn des Babys heran. Bereits jetzt kann es Geschmacksempfindungen wahrnehmen und im Gedächtnis speichern. Wenn es von seinem Fruchtwasser trinkt, bekommt es den Geschmack Ihres Essens zu kosten: Griechisches Essen? Lecker! Der Knoblauchgeschmack wird sich dem Kleinen schon jetzt einprägen. Vielleicht mag es ihn deshalb auch später, wenn es Knoblauch in der Muttermilch schmeckt oder wenn es bei einem Restaurantbesuch frech vom Tzatziki naschen darf?
Größe: Der Fetus ist zusammengerollt jetzt ungefähr so groß wie eine Artischocke. In der gesamten Länge (Scheitel bis Ferse) misst er 25 Zentimeter.
Gewicht: Er wiegt nun etwa 300 Gramm.
Vorsorge
Wir befinden uns mittlerweile in SSW 20 – mit Riesenschritten entwickelt sich das Baby und die Eltern sollten sich langsam Gedanken um die Geburt machen.
Geburtsvorbereitungskurse
Um ausreichend theoretische und praktische Informationen bezüglich Geburt, Geburtsbegleitung, Unterstützungsmaßnahmen und Materialbedarf (Kofferinhalt…) zu sammeln, ist der Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses empfehlenswert. Es kann zwischen Frauenkursen (Frauen allein), Partnerkursen (Frauen plus Partner/in / Begleitperson) und Wochenendkursen (alle Inhalte an einem Wochenende vermittelt) gewählt werden. Geburtsvorbereitungskurse werden von Kliniken oder freiberuflich arbeitenden Hebammen angeboten.
Wo soll die Geburt stattfinden?
- Krankenhaus
Die meisten Geburten finden in einem Krankenhaus statt. Die Geburtenräume sind mittlerweile alle modern und freundlich eingerichtet. Jede Frau bekommt dabei ihren eigenen Raum und kann die Geburt im Rahmen des Klinikbetriebes selbst mitgestalten (Gebärhocker, Pezziball, Aromaöle, Badewanne…). Alle eventuell notwendigen Ärzte (Gynäkologen, Anästhesisten, Kinderärzte) sind direkt vor Ort. Zur Geburt sind Hebamme und Arzt/in anwesend, wenn gewünscht, natürlich auch der Partner oder eine andere Begleitperson. Nach der Geburt bleibt die Frau in der Klinik oder geht direkt nach Hause (ambulante Geburt). Die anschließende Wochenbettbetreuung wird meist nicht von der Klinikhebamme durchgeführt, sondern von einer anderen Hebamme, vorzugsweise einer Fachkraft, die schon aus der Schwangerschaft bekannt ist.
- Beleggeburt
Die Geburt findet in diesem Fall auch in einer Klinik statt, allerdings in Begleitung der betreuenden Hebamme. Die Hebamme wird dabei in der Schwangerschaft ausgewählt. Sie begleitet die Frau während der Schwangerschaft in ihrer Praxis, während der Geburt in der Geburtsklinik, mit der die Hebamme den Kooperationsvertrag geschlossen hat und das Wochenbett im Häuslichen Umfeld der betreuten Familie. Während der Geburt sind Arzt/in und Hebamme anwesend. Nach der Geburt bleibt die Frau entweder in der Klinik oder geht nach Hause (ambulante Geburt), wo die Hebammenbetreuung fortgeführt wird.
- Geburtshaus
Die Geburt findet in hebammengeleiteten Rahmen in den Räumen der Hebammenpraxis statt. Die Hebamme begleitet die Frau konstant während der Schwangerschaft, während der Geburt und während des Wochenbettes. Da die Hebamme um den Geburtstermin herum immer abrufbereit für die jeweils betreute Frau sein muss, entsteht eine Bereitschaftspauschale. Diese zusätzlichen Kosten sind von den Eltern selbst zu zahlen. Manche Krankenkassen übernehmen kulant diese Kosten. In Notfällen muss die Frau oder das Kind mit einem gerufenen Notarztwagen in die Klinik transportiert werden. Das Wochenbett verbringt die Frau zu Hause unter der Begleitung ihrer Hebamme.
- Hausgeburt
Die Eltern entscheiden sich, ihr Kind im häuslichen Umfeld zur Welt zu bringen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn in der Schwangerschaft kein Risiko vorliegt (Risikokatalog A und B des Mutterpasses), welches wiederum das Geburtsrisiko erhöht. Die aus der Schwangerschaft bekannte Hebamme wird bei Geburtsbeginn gerufen und begleitet die Frau während der Geburt zu Hause. Auch in diesem Fall wird eine Gebühr für die Rufbereitschaft der Hebamme rund um den voraussichtlichen Geburtstermin erhoben. Das anschließende Wochenbett verbringt die Frau zu Hause und wird dabei weiter von ihrer Hebamme betreut. Auch hier muss in Notfällen während oder nach der Geburt der Notarzt gerufen und die Frau/ das Kind in eine Klinik transportiert werden.
Partner bei der Geburt
Im Zusammenhang mit der eigentlichen Geburtsplanung steht auch die Frage, ob der Partner seine Frau zur Geburt begleitet oder nicht. Folgende Fragen sollten dabei geklärt werden:
- Möchte die Frau, dass ihr Partner während der Geburt anwesend ist?
Nein: Dabei spielen bei der Frau Scham, mangelndes Vertrauen, Angst… eine Rolle.
Ja: Das Erlebnis der Geburt soll geteilt werden. Die Frau kann sich auch unter außergewöhnlichen Umständen ihrem Mann zeigen. Sie darf sich zu diesem Schritt nicht gezwungen fühlen.
Hinweis: Der Mann darf sich auch weigern, sie zu begleiten.
- Möchte der Partner seine Frau begleiten?
Nein: Dabei spielen beim Mann Erwartungsdruck, Angst, Überforderung… eine Rolle.
Ja: Der Mann möchte seine Frau unterstützen und aktiv zur Seite stehen. Auch unter diesen besonderen Umständen der Geburt ist er handlungsfähig. Er darf sich zu diesem Schritt jedoch nicht gezwungen fühlen.
Hinweis: Die Frau darf seine Anwesenheit auch ablehnen.
- Soll eine andere Person die Frau zur Geburt begleiten (Mutter, Schwester, Freundin)?
Nein: Die Frau möchte die Geburt allein (nur mit ihrer Hebamme) meistern.
Ja: Die Frau wünscht Unterstützung, aber sie ist alleinstehend oder ihr Partner kann/möchte sie nicht begleiten.
Ich wünsche Ihnen Alles Gute!
Quellen:
Ch. Mendle, S. Opitz-Kreuter; Das Hebammenbuch, 5. Auflage, Schattauer-Verlag, S. 308.
https://babyknowhow.de/8-ssw-entwicklung/
https://flexikon.doccheck.com/de/Fundusstand
https://www.netdoktor.de/anatomie/gebaermutter/
https://www.netdoktor.de/schwangerschaft/20-ssw/
https://www.onmeda.de/schwangerschaft/entwicklung_foetus.html